26.03.2013 17:12 Uhr | Ara | 8685 Aufrufe
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Diablo 3 - Ein einziger Systemfehler?
Die Kritik an Diablo 3 ist an jeder Ecke zu hören. Häufig basiert diese auf zu hohen Erwartungen, aber teilweise hat Blizzard auch massive Fehler gemacht.
Vor allem das Endgame unterliegt einigen grundlegenden Fehlvorstellungen, die aber nicht so ohne weiteres behoben werden können.
Die Foren sind voller Verbesserungsvorschläge
Diablo 3 ist nun fast drei Monate auf dem Markt und ich habe seit über einem Monat schon nicht mehr eingeloggt. So wird es wohl vielen gehen. Der Unmut der Spieler ist groß, aber ist Diablo 3 wirklich eine Enttäuschung gewesen? Dies ist eine schwere Frage.
Messlatte zu hoch?
Was ist der Maßstab, an dem sich Diablo 3 messen lassen muss? Wenn jemand sagt „Ich finde Inferno langweilig", dann bedeutet dies, dass er mindestens drei Mal das Spiel durchgespielt hat und mind. rund 30 Stunden im Spiel verbracht hat. Wenn man für rund 50 Euro 30 Stunden absolute Spitzenunterhaltung erhält, und zweifellos ist Diablo 3 beim Levelprogress über alle Zweifel erhaben, kann man kaum von einer Enttäuschung sprechen. Die meisten anderen Spiele gewähren einem diesen Spielspaß kaum in solch einer Qualität und Umfang.
Bei einem Blizzard-Titel handelt es sich aber nicht um ein „anderes Spiel". Die Erwartungen, und damit auch die Enttäuschungen, haben immer ein subjektives Element in sich. Blizzard steht für Diablo 2, World of Warcraft und StarCraft 2. Alles Titel, die man mehrere hunderte, wenn nicht gar tausende, Stunden spielen kann. Auch so eine Langzeitmotivation haben die meisten von Diablo 3 erwartet, aber war dies nicht von Anfang an schon naiv?
Das Auktionshaus verstärkt die Lootproblematik
2012
Kann ein System wie Diablo überhaupt noch im Jahr 2012 funktionieren? Schauen wir uns dazu mal das Endgame von Diablo 2 an. Dies bestand ausschließlich aus dem Abfarmen einiger weniger Bosse. Wäre Diablo 3 mit solch einem Endgame gekommen, wäre es grandios gescheitert und zwar mit Ansage. Nun versuchte Blizzard etwas anderes und bietet mit Inferno das komplette Spiel als Endgame. Aber auch dieses System kann nicht verstecken, dass es immer das Gleiche ist.
Klar hat Inferno einiges an Problemen. Die absolut zufällige Verteilung der Loots und das Item-Upgraden durch das Auktionshaus, bietet nahezu keinerlei Motivation beim Farmen. Auch ist der Schwierigkeitsgrad im Inferno-Modus einfach nur sauschwer und zwar auf einem Level, auf dem es keinen Spaß mehr bringt. Dies hat aber auch damit zu tun, dass bereits davor alle Spieler der Meinung waren, dass ein Spiel gar nicht schwer genug sein könnte und alle Angst hatten, dass Diablo 3 zu einfach werden wird. Nun hat man ein Endgame, in dem man durch Zufall stirbt und es auf den eigenen Skill nicht mehr wirklich ankommt. Liegen die Probleme aber wirklich an Inferno?
Nein! Das Problem liegt tiefer und zwar im gesamten Komplex von Diablo. Diablo ist, anders als StarCraft oder WarCraft, eine Casual-Serie. Man hat bereits in Diablo 1 Monster totgeklickt und hier hat Skill einem zwar geholfen, jedoch war es ein Spielprinzip, das jeder Casual beherrschen konnte. Dazu kam, dass die Erfolge im Spiel lediglich durch Spielzeit und durch Zufall erreicht wurden. Dies führte automatisch zu einer gewissen Abnahme an Langzeitmotivation, da der Spieler hinter dem Monitor einfach nicht genug gefordert wird.
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Ichabod 07.08.2012 14:11 Uhr
Diablo 3 ist per se ein gutes Spiel, vor allem in punkto Gameplay, Atmosphäre usw. Das Problem ist der immense Hype, dem die Community aber auch die allzu willige Fachpresse aufgesessen ist.
Schaut euch die Entwicklungszeit an, die paar Entwickler-Figuren die Blizzard immer wieder vorschickt, das ständige Hin und Her noch während der Endphase der Beta oder das ewige "when it's done". Das zeigt doch ganz klar, dass das Kernteam (ohne die Artists, die eh sicher ganz schnell fertig waren) gemessen am Hype um das Spiel winzig klein sein muss. Da wurschteln doch nur ein paar hoffnungslos überforderte Designer der 2. Wahl an einer einstigen Legende aus Zeiten als es mit MMO's erst so langsam losging (Ultima, EverQuest).
Als Jay "Who?" Wilson mal in einem Interview sagte "they talked me into it" (womit Rob Pardo gemeint ist), war doch klar dass Diablo 3 allenfalls noch die 2., wenn nicht gar die 3. Geige im Produkt-Portfolio von Blizzard spielt (nach WoW und Titan). Das Echtgeld-AH sehe ich als Experiment für künftige Bezahlmodelle, evtl. sogar für Titan. Ein Riesenerfolg von Diablo 3 war garnicht erwünscht, ganz im Gegenteil. Es ist durch fehlende Features, die man erst jetzt peu à peu nachliefern wird, künstlich klein gehalten worden, um den Goldesel WoW und die 4. Erweiterung Mists of Pandaria nicht zu gefährden.
Wenn ich da so teilweise Forderungen lese, dass Jay Wilson bitteschön gefeuert werden soll weil er's vermasselt hat, muss ich lachen. Der Mann ist als "Sündenbock" engagiert worden (siehe oben: "they talked me into it"). Die Kritiker sollten daher einfach mal ein bisschen runter kommen und den Tatsachen ins Auge sehen. Wir schreiben das Jahr 2012, Hack & Slash ist Asbach Uralt, und den MMO's mit Endlos-Endgame und Updates gehört die Zukunft. Diablo 3 wird eine ganz bestimmte Klientel bedienen: Den "free 2 play" Casual Gamer und Nostalgiker, der weder die Zeit noch die Lust hat, sich gross in ein MMO zu vertiefen. Man sollte also nicht allzu viel erwarten, weder von Patch 1.0.4 noch vom PvP noch von den kommenden Diablo 3 Expansionen.